Skipper hatte von Welpe an einen extrem stark ausgeprägten Hütetrieb. Er zwickte uns als Welpe immer wieder in die Ferse. Das war sehr unangenehm und wir haben ihm das schnell abgewöhnen müssen.

Auch düste dieses kleine Fellknäuel im zarten Alten von vier Monaten schon - für uns völlig überraschend - auf eine Weide und trieb fröhlich die Kühe zusammen! Wir mussten unseren Quirl einfangen, was gar nicht so einfach war - er war einfach viel zu schnell...

Leider hatte Skipper eine Untugend: er jagte Velofahrer (=Radfahrer) und Autos :-( Er wollte sie stoppen, das war sein Ziel. Auf Strassen liess er sie unbeachtet, kamen sie aber auf Feldwegen angefahren, dann gab es für ihn kein Halten. Wir haben alles probiert: Schleppleinentraining, Wurfscheiben und was es so gibt. Zuverlässig geholfen hat einfach nichts. Leider konnte ich - trotz Fahrverbot - nie sicher sein, ob nicht doch Velofahrer kamen (diese halten sich ja an keinerlei Verkehrsregeln!!!) und hören tut man sie mit den heutigen Velos ja auch nicht mehr und so lief ich immer unter permanenter Anspannung wie eine holländische Windmühle, nämlich meinen Kopf ständig in alle Richtungen drehend, ob nicht irgendwo ein Velofahrer kam. (Traktore oder Autos hört man wenigstens...) Dann musste ich Skipper sofort zu mir rufen und anleinen. Aber Skipper wusste das mit der Zeit natürlich! Und so hob er den Kopf, wenn ich ihn rief und guckte erst mal in alle Richtungen, warum er gerufen wurde... Sah er den Grund und der war spannend (eben z.B. Velofahrer) dann gab es kein Halten und er rannte los... So entwickelte ich ein Spiel und stand mit gespreizten Beinen hin und hiess Skipper zwischen den Beinen durchrennen. Das tat ich immer wieder mal auf dem Spaziergang und Skipper empfand das eben als Spiel. Kam also ein Velofahrer, dann stand ich so hin, rief Skipper mir zwischen den Beinen durchrennen und packte ihn dann am Geschirr und leinte ihn an. Interessanterweise liess er sich damit immer wieder überlisten :-)

Wild interessierte Skipper überhaupt nicht. Es konnte direkt vor uns ein Reh über den Weg rennen, Skipper schnupperte kurz, roch Wildgeruch und lief desinteressiert weiter. Aber ich brauchte 3 Jahre hartes Training, bis ich mit ihm im Fuss an einer Weide mit Vieh vorbeilaufen konnte und er das Fuss zuverlässig einhielt ohne auf die Weide zu rennen!

Als ich im Winter einmal mit ihm einen Spaziergang machte, glaubte ich mich vor Weidevieh sicher. Ich war noch im Wald und Skipper war normalerweise immer sehr nah bei mir (höchstens 3 m entfernt) und lief gerade um die Ecke, war also ausser Sicht von mir. Als ich aus dem Wald um die Ecke komme, war Skipper nirgends zu sehen. Ich wusste, dass etwas nicht stimmt, denn er ging normalerweise ja nie weg von mir. Ich schaute mich um und erstarrte vor Schreck. Direkt neben dem Wald war eine grosse Wiese mit schottischen Hochlandstieren darauf! Unten standen schon eine Menge dieser riesigen Tiere auf einem Haufen (Skipper hatte sie also schon zusammengetrieben) und auf einem kleinen Hügel stand noch der Leitstier und direkt daneben Skipper. Der Leitstier hatte seinen Kopf mit den grossen Hörnern gesenkt und stürmte auf meinen kleinen Hund zu - mir blieb fast das Herz stehen! Doch Skipper rannte rasend schnell den Hügel hinunter, dicht gefolgt von dem Ungetüm von Stier. Die Erde bebte richtig, weil der Stier so rannte. Doch dann sah ich, dass sich der Abstand immer mehr vergrösserte und Skipper immer schneller wurde. Ich konnte mich entspannen und den Anblick richtig geniessen - es sah toll aus! Skipper schlüpfte unter dem Elektrozaun durch (er nahm durchaus Elektroschläge in Kauf, wenn er dafür auf die Weide zum Vieh rennen konnte) und bremste direkt dahinter und blieb dort stehen. Der Stier kam immer noch ungebremst angerannt. Da wurde mir dann mulmig - was, wenn der Stier nicht bremste? Ihn trennte ja nur ein Draht von uns!!! Wohin sollte ich flüchten? Es gab ja nichts weit und breit... Und der Stier war richtig wütend! Doch der Stier machte Halt und kehrte um. Uff, Glück gehabt.

Ansonsten war Skipper ein Ringjunkie. Er liebte seinen Spielring heiss und innig. Er wollte ihn nicht nur geworfen haben, das fand er langweilig. Er wollte ihn suchen. Wir mussten den Ring in möglichst dichtes Blattwerk oder den Wald werfen, wo Skipper ihn suchen konnte. Das war seine Herausforderung, die Skipper liebte. Er war auch grandios im Berechnen. Ich konnte den Ring von einer Brücke in einen fliessenden Bach werfen. Skipper rannte von der Brücke, dem Bach entlang, guckte, wo der Ring schwamm, berechnete, wie lange er etwa brauchte, um bis zum Ring zu schwimmen, rannte dann noch ein Stück weiter dem Ufer entlang Bach abwärts und ging erst dann in den Fluss und schwamm zum Ring, wo er den eben anschwimmenden Ring direkt mit dem Maul in Empfang nehmen konnte. Es war phänomenal! Auch wenn ich den Ring zufällig in einen Baum schmiss, Skipper setzte sich unter den Baum und wich nicht mehr. Er wusste genau, wo sein Ring war, egal, in welcher Höhe sein Ring hing.

Obwohl ich mit ihm - ganz im Gegensatz zu Loona - von Welpe an in die Hundeschule ging, brachte mich Skipper oft an meine Grenzen und darüber hinaus. Mit Loona hatte alles so einfach und prima geklappt, obwohl ich null Erfahrung hatte und Terrier als stur und schwierig gelten. Mit Skipper begann ein neues Kapitel und er war auch ein anderes "Kaliber" Hund! Ich musste viel und rasch lernen!! Und ich merkte, dass ich bei Loona einiges falsch gemacht hatte und es trotzdem gut geklappt hatte... Solche Fehler konnte ich mir bei einem derart hochsensiblen Hund wie einem Pyrie nicht leisten! Diese Hunde vergessen nichts! Ich war oft verzweifelt und fragte mich, ob ich mich bei der Wahl der Rasse vertan hatte. Doch meine Trainerin baute mich immer wieder auf und meinte, mein Lerneifer und meine Konsequenz würden sich auszahlen.

Und so war es auch. Skipper und ich bauten eine sehr enge Bindung zueinander auf. Er war richtiggehend auf mich fixiert und wich kaum von meiner Seite. Nur Weidevieh und eben Velofahrer und Autos auf Feldwegen waren und blieben ein Problem.

Mit der Zeit jedoch entwickelte Skipper eine Leinenaggression. Er war einige Male angeleint von anderen Rüden angefallen worden. Danach wurde er an der Leine aggressiv, wenn wir andere Hunde kreuzen mussten. Er bellte und tobte, es war schlicht mühsam. Ich trainierte über ein Jahr lang jeden Tag bei jeder Gelegenheit und zusätzlich in der Hundeschule, aber schlussendlich kapitulierte ich. Kam ein anderer Hund , nahm ich Skipper an der Leine kurz und lief einfach schnell vorbei ohne sein Gekläffe zu beachten. War der Hund vorbei, hiess ich Skipper sitzen und erst wenn er ganz ruhig sass und Blickkontakt machte, durfte er weiterlaufen. Aber es war und blieb ärgerlich...

War ich aber in der freien Natur mit ihm unterwegs, war Skipper schlicht und einfach ein Goldschatz. Immer aufmerksam, immer in meiner Nähe, immer hochmotiviert einen Trick auszuführen oder seinem Ring nachzujagen und immer fröhlich und munter.