Skipper's Epilepsie-Tagebuch

 

 

 

 

 

Als wir im September 2004 in unserem Sommerurlaub waren, rannte Skipper vorwärts, schaute aber zu uns zurück und knallte mit dem Kopf direkt in einen hölzernen Weidepfosten. Der Aufprall war so stark, dass er kurz bewusstlos umfiel. Wir denken, dass dieser Unfall zu einer schweren Gehirnerschütterung und später zu seiner Epilepsie führte.
Im Mai 2005 kamen wir von einem ca. 1.5 Std Spaziergang zurück und danach ging Skipper das erste Mal in seinem Leben ganz allein in unseren Garten, obwohl die Tür zum Garten im Sommer meist offen stand, war Skipper immer überall, wo wir waren. Darum fand ich das seltsam und habe ich durchs Fenster geguckt und gesehen, dass er an unserem Weiher trank. Plötzlich aber schüttelte er den Kopf und torkelte im Garten umher. Ich dachte, dass er evt. eine Wespe mit dem Wasser in den Hals bekommen hatte und weil er auch so hastig atmete und stark pumpte mit der Brust, fuhr ich sofort mit ihm zur Tierärztin. Sie gab ihm eine Cortisonspritze, welche eigentlich innert Minuten zum Abschwellen führen sollte (falls ein Stich im Hals die Ursache war), aber Skipper beruhigte sich nicht. Obwohl die Tierärztin nicht begeistert war, ihm in diesem Zustand eine Narkose zu machen, so befürchtete sie doch, dass er evt. auf dem Spaziergang etwas Giftiges gefressen haben könnte und darum wurde er narkotisiert und der Magen ausgepumpt. Es kam aber nichts zum Vorschein… Rückblickend denke ich, dass dies sein erster Epi-Anfall war. Nach dem Magenauspumpen konnten wir Skipper sofort mit nach Hause nehmen. Er war ca. 6 Stunden bewusstlos, d.h. im Tiefschlaf und wachte dann auf. 
Im September 2005 verbrachten wir unsere Sommerferien in einer gemieteten Alphütte hoch oben in den Bergen vom Graubünden (Schweiz). Wir hatten schon 2 der geplanten 3 Wochen dort verbracht und täglich lange und tolle Wanderungen mit unserem Skipper unternommen. Am Sonntag kamen wir wieder von einer ca. 2 stündigen Wanderung zurück, als Skipper wie gewohnt hinten ins Auto sprang, um aber – absolut ungewöhnlich – sofort wieder hinaus zu springen und dabei schüttelte er eine Hinterpfote. Sicht- oder spürbar war an der Pfote nichts  und so hiessen wir Skipper wieder hinten reinspringen. Als wir nach ca. 15 Min. Fahrt beim Ferienhaus ankamen, torkelte Skipper, konnte nicht mehr selber aussteigen und rang nach Luft. Ich legte ihn sofort ins Gras in den Schatten. Skipper liess Kot und Urin fahren und krampfte stark, d.h. der Krampf drehte ihn auf den Rücken, die Beine waren völlig steif ausgestreckt und dann fiel er in sich zusammen. Ich dachte, er hat einen Herzstillstand und machte ihm Herzmassage, Atmung war keine mehr feststellbar. Mein Mann rief unterdessen überall an, um einen Tierarzt zu erreichen. Zu unserem Glück war der Tierarzt ganz zufällig an diesem Sonntag mit seiner Frau in einem Restaurant direkt auf der Alp unten an uns und darum innert einer Viertelstunde bei uns oben. Er machte Skipper eine kreislaufstärkende Spritze, stellte eine starke Untertemperatur fest und meinte, er könne hier auf der Alp nicht mehr für Skipper tun. Kurz nachdem der Tierarzt weg war, krampfte Skipper wieder und sein Herz stand wieder still. Wir packten ihn sofort ins Auto, ich setze mich mit ihm hinten auf den Boden unseres Minivans und machte ihm Herzmassage. Seine Atmung setzte zwar wieder ein, war aber sehr flach und unregelmässig. Die steile, ungeteerte Waldstrasse hinunter bis zum nächsten Dorf und zum Tierarzt dauerte eine Dreiviertelstunde. Der Tierarzt machte Skipper eine Infusion, sagte uns aber gleich, dass unser Hund seiner Meinung nach im Koma liege. Auf unsere Rückfrage, wie er die Chancen sehe, meinte er, er gäbe Skipper ca. 20% Überlebenschance. Er säuberte Skipper von Urin und Kot und nachdem er ihm das Maximum an Infusion gegeben hatte, betteten wir Skipper wieder zu mir und fuhren ins Ferienhaus zurück. Dort legten wir uns beide zu Skipper auf den Boden und wärmten ihn mit unseren Körpern. Nach 7 Std im Koma wachte Skipper auf. Er war am nächsten Tag ein wenig müde, danach aber wieder das alte Energiebündel. Da Skipper beim Einsteigen ins Auto die Pfote so geschüttelt hatte, dachten wir, dass er eine Stichallergie habe. Wir fuhren dann am nächsten Tag gleich nach Hause und gingen zu unserem Tierarzt. Dieser gab uns eine Cortisonspritze, die wir Skipper in Zukunft bei einem Stich subkutan verabreichen konnten. Diese Spritze führten wir danach immer mit.
Im Mai 2006 machten wir einen Sonntagsspaziergang im Grünen in unserer Nähe. Nach ca. 1 Stunde zeigte Skipper deutliche Unlust am Spielen – was für ihn absolut untypisch war !!! Darum liessen wir uns an einem Waldrand zu einem Picknick nieder, als Skipper plötzlich wieder torkelte und nach Luft rang. Ich hab ihn dann sofort wieder ins Gras in den Schatten gebettet und ihm die Spritze gegeben. Mein Mann rannte unterdessen den ganzen Weg zurück und holte das Auto. Wir fuhren dann mit Skipper auf direktem Weg in die nächste Tierklinik. Die Fahrt dauerte ca. 20-30 Min. und unterwegs liess Skipper wieder Urin fahren und krampfte kurz. Als wir in der Klinik ankamen, war Skipper bewusstlos. Die Tierärztin sagte, dass Skipper ihrer Meinung nach im Koma liege, gab ihm aber eine Spritze für den Kreislauf und Infusionen. Sie wollte Skipper unbedingt in der Klinik behalten, aber wir wussten, dass sich unser Hund nicht von Fremden anfassen lässt und weigerten uns darum standhaft. Nach 4 Stunden Aufenthalt in der Klinik gingen wir mit unserem immer noch bewusstlosen Hund nach Hause. Zwei Stunden später wachte Skipper zu Hause auf.
Danach machten wir einen Termin in der Tierklinik in Zürich und liessen Skipper vom Neurologen Dr. Steffen abklären. Auch ein Herzultraschall wurde gemacht usw. Die Diagnose lautete auf Epilepsie. Daraufhin bekam Skipper ein Antiepileptika (Chloramphitbarbit). Die ersten 4 Wochen damit waren für uns alle schlimm, Skipper war müde, schleifte die Krallen über den Boden beim Laufen und war plötzlich von einem Tag auf den anderen ein lethargischer, verfressener Hund, wo er vorher nur so vor Energie und Lebenslust sprühte. Wir waren verzweifelt… Sollte das wirklich die Lösung sein? Zum Glück für uns alle verschwanden die Nebenwirkungen aber nach 4-5 Wochen und Skipper war wieder ein Ausbund an Spielfreude und Rennlust. Was blieb, war, dass er bedeutend mehr Hunger zeigte. Das aber war kein Problem, da er soviel Bewegung hatte, dass er ruhig ein wenig mehr fressen konnte, ohne zuzunehmen. Ich hatte mich auch im Internet über Epilepsie bei Hunden informiert und überall gelesen, dass man kein Getreide füttern solle. So stellte ich seine Ernährung komplett um. Morgens bekam Skipper Rohfutter, d.h. püriertes Obst und Gemüse mit rohem Fleisch (mit oder ohne Knochen) oder Fisch. Abends bekam er ein Trockenfutter (Fenrier) ohne Getreide.
Danach hatte Skipper 14 Monate keinen Anfall mehr und wir freuten uns unbeschreiblich!
Unser Tierarzt meinte bei der Blutkontrolle im Juni 2007 sogar, dass wir daran denken könnten, die Medikamente langsam aus zu schleichen. Das wollte ich aber auf den Herbst verschieben, weil ich wusste, dass Skipper auf jeglichen Stress stark reagierte und wir gingen ja im September in Urlaub und für Oktober war der erste Hütekurs geplant. Darum wollte ich diese Zeit erst abwarten und dann die Medikamente reduzieren.
 
Ende Juli 2007 waren wir im Urlaub im Schwarzwald. Wir hatten dort eine Ferienwohnung gemietet, die noch fast neu war. Skipper zeigte zum ersten Mal grosse Unruhe. Bisher war er in all unseren Ferienhäusern oder auch Hotelzimmern immer absolut ruhig gewesen. Wir dachten, dass evt. der neu verlegte Bodenbelag noch nach Leim rieche und lüfteten gut. Aber die Unruhe blieb, Skipper lief auch nachts immer wieder in der Wohnung herum, obwohl er sonst nachts absolut ruhig schlief. Am Sonntag, also dem nächsten Vormittag, machten wir einen Spaziergang mit ihm und als wir zurückkamen, rannte Skipper in der Wohnung wieder völlig aufgeregt hin und her. Mein Mann ging darum nochmals mit ihm ins Freie, aber Skipper kehrte um und rang wieder nach Atem. Wir fuhren darum ins Nachbarsort zum Tierarzt. Auf der ca. 15 Min. Fahrt dorthin war Skipper schon halb bewusstlos und rang immer noch stark nach Luft, sein Brustkorb pumpte. Der Tierarzt meinte, Skippers Kreislauf sei extrem schwach, gab ihm eine stärkende Spritze und meinte, dass Skipper das evt. nicht überlebe oder wenn, dann nicht mehr sehr oft. Mehr könne er leider nicht tun. So fuhren wir in die Wohnung zurück. Wir packten Skipper warm ein (er war immer kühl, wenn er so einen Anfall hatte) und nach ca. 1 Stunde Bewusstlosigkeit bekam Skipper Krämpfe. Er war dann wieder 6-7 Std bewusstlos. Nach dem Aufwachen trank er wie immer sehr viel Wasser, war aber anders als früher fast eine ganze Woche lang extrem müde.
Einen Monat später Ende August 2007 machten wir einen Ausflug mit einer Gondelbahn auf die Wasserfallen (Hügel in der Nähe), was Skipper leider sehr stresste. Den Spaziergang genoss er aber sehr und spielte auch fröhlich. Am nächsten Tag waren wir bei Freunden eingeladen, die selber eine Hündin haben. Wir sind über ein Jahr lang fast jeden Morgen gemeinsam Spazieren gegangen, die Hunde vertrugen sich bestens und es war auch nicht unser erster Besuch bei ihnen. Es war warm und wir sassen im Garten. Skipper war nervös und lief ständig unruhig hin und her. Am nächsten Morgen machten wir unseren gewohnten langen Spaziergang, als Skipper kurz nach dem Nachhausekommen wieder stark nach Atem rang und bewusstlos wurde. Dann bekam er wieder Krämpfe, die dieses Mal viel länger anhielten als je zuvor. Darum habe ich ihm Diazepam rektal gegeben. Nach 4 Stunden Bewusstlosigkeit wachte Skipper auf. Vom Diazepam hatte er leider einige Tage einen geschwollenen Po und offenbar auch Schmerzen.
Ende September 2007 waren wir mittags eine gute Stunde gelaufen, als Skipper unterwegs plötzlich torkelte und nach Atem rang. Ich gab ihm wieder rektal das Diazepam, wogegen er sich aber heftig wehrte. Dann trugen wir ihn zum Auto zurück und fuhren nach Hause. Der Ablauf war wie immer, bewusstlos, dann Krämpfe, nicht sehr stark, aber dafür sehr lange (ca. 20 Min) und danach noch 6 Std bewusstlos.
Am nächsten Tag Anruf beim Tierarzt und die Auskunft, wir könnten Skipper höchstens noch zusätzlich Kaliumbromid geben. Ihn noch mehr zudröhnen wollte ich aber nicht und habe mich darum an eine Tierheilpraktikerin gewandt. Sie stellte für Skipper Bachblüten und Homöopathische Mittel zusammen, die er von da an regelmässig bekam.

 

 


Am Montag, 29. Oktober 2007 machten wir vormittags einen gut einstündigen Spaziergang. Es war ein Prachtstag, die Sonne schien in das herbstliche Laub und Skipper sprang fröhlich seinem geliebten Ring nach, suchte ihn im Wald und alles schien bestens. Wir waren kaum zu Hause, als Skipper wie wild herumrannte und nach Atem rang. Wir betteten ihn ins Wohnzimmer, packten ihn warm ein und schlossen die Läden, damit gedämpftes Licht im Zimmer war. Ausserdem gab ich ihm von den Belladonna Globuli und liess Lavendel im der Duftlampe verdampfen (wirkt beruhigend). Skipper war schon bewusstlos, als kurz vor Mittag die Krämpfe einsetzten. Aber jetzt waren es nicht nur Zuckungen, sondern es rollte ihn richtig auf den Rücken, so krampfte es ihn zusammen, es war einfach schrecklich. Bald krampfte er zwar weniger stark, aber es schüttelte ihn einfach ohne Unterlass durch. Darum hab ich ihm nochmals Diazepam rektal gegeben. Aber während dem schrie Skipper auf und krampfte nochmals extrem auf. So hab ich ihm nicht das ganze Mittel gespritzt. Nach einiger Zeit roch er stark nach Diazepam aus dem Mund! Die Krämpfe waren unendlich und dauerten bis kurz nach halb eins an. Ich wusste aber, dass auch der Tierarzt ihm keine weiteren Medikamente mehr geben kann, wenn er das Diazepam schon erhalten hat (das hat mir der Tierarzt bereits früher gesagt). Als die Krämpfe endlich aufhörten und Skipper zwar bewusstlos, aber ruhig dalag, dachte ich, jetzt ist es überstanden. Aber kurz darauf machte er beim Atmen lange Pausen und schnarchte beim Einatmen so seltsam. Ich klopfte ihm leicht die Brust und redete mit ihm. Skipper atmete dann zwar mehr, aber er zeigte deutlich sein Unwohlsein und dass er seine Ruhe möchte. Da wusste ich, dass er nicht mehr kämpfen mag. Ich hab ihm dann gesagt, dass er gehen darf, er solle einfach loslassen, wir würden es verstehen und es sei gut. Nach einer halben Stunde atmete er aber plötzlich wieder regelmässig und ich jubelte schon innerlich, dass die Krise überstanden sei. Dann fingen die langen Pausen beim Einatmen aber wieder an. Ich legte ihm meine Hand auf die Brust auf sein Herz, das schlug regelmässig und ruhig. Mit der Zeit schlug das Herz schneller, die Atmung war immer noch mit grossen Pausen. Um 15 Uhr setzte der Herzschlag aus und die Augen brachen. Unser über alles geliebter Skipper war tot.